Der Martinihof wurde 1887 von Karl Meinshausen, Stephans Ururopa gegründet. Schon damals beherbergte der Betrieb neben Schweinen und Pferden bereits Rinder. Die Schweine und die Pferde haben irgendwann den Hof verlassen aber die Rinder sind geblieben. 1997 erweiterten Stephans Eltern, Heike und Bernd Pape den Kuhstall um einen großen Boxenlaufstall für 60 Milchkühe und bauten die ehemalige Maschinenhalle in einen Strohstall mit 6 geräumigen Großraumboxen um. Seitdem wurde täglich im neuen Stallgebäude gemolken.
Im Jahr 2016 fiel dann aufgrund von sinkenden Milchpreisen und veränderten Betriebsstrukturen, die Entscheidung, dass die Milchproduktion eingestellt werden sollte. Gemeinsam suchten wir nach einer Alternative. Relativ schnell wurde uns klar, dass die Stallungen nicht leer stehen sollten, sondern dass weiterhin Rinderzucht betrieben werden sollte. Allerdings ein wenig anders als bisher. Die gesellschaftlichen Stimmen, die artgerechte Tierhaltung und regionale tierische Erzeugnisse fordern, werden immer größer und auch unsere Überzeugung geht ganz klar in diese Richtung. Wir möchten, glückliche Tiere auf unserem Betrieb züchten, die die Weiten von grünen, saftigen Wiesen genießen können und nur eine kurze Zeit des Jahres im Stall verbringen. Wir möchten, dass die Kälber unserer Kühe mit Ihren Müttern aufwachsen und dass unsere Tieren bis zum Tag der Schlachtung ein bestmögliches und schönes Leben genießen können. In den letzten Jahren konnte der Betrieb stetig an Weideflächen dazu gewinnen. Eine extensive Haltung von Mutterkühen bot sich daher an. Fast ganzjährig auf der Wiese und in den Wintermonaten im Strohstall. Artgerechte Haltung im Herdenverbund, viel Platz und gutes Futter. Darauf sollte die neue Idee der Fleischproduktion aufbauen. Der Genuss von bestem Fleisch und das mit gutem Gewissen. Aber welche Rasse eignet sich dazu am besten? Uns waren neben einer besonders guten Fleischqualität auch Faktoren wie Leichtkalbigkeit oder Gutmütigkeit der Tiere ein großes Anliegen. Auch eine gute Futterverwertung stand bei uns mit im Fokus. Nach langem suchen und informieren, stießen wir auf die Rasse Angus. Es war quasi Liebe auf den ersten Blick. Die Anmut und die Ruhe der Tiere, haben es uns einfach angetan und so zog im August 2016 unsere erste Kuh Holly mit Ihrem Kalb Helli auf dem Martinihof ein.
Auch bei uns kam, besonders in den Anfängen das Thema auf, ob wir unsere Tiere strikt nach Biorichtlinien halten wollen.
Wir entschieden uns allerdings relativ schnell für ein klares Nein. Nicht wegen den Vorschriften für die Haltung, die Fütterung oder die Schlachtung, sondern hauptsächlich, weil die Biozertifizierung auch Einschränkungen mit sich bringt, die nicht zu uns passen. Unsere Tiere haben mindestens genauso viel Auslauf wie auf einem Biobetrieb, das Futter stammt von kontrollierten Wiesen und auf genmanipuliertes Futter verzichten wir vollständig. Auch die Schlachtung läuft bei einem zertifizierten und ortsnahem Betrieb nach höchsten Standarts und mit ständiger Überwachung ab. Kein Tier hat unnötig lange Fahrten oder Wartezeiten.
Unserer Meinung nach ist es nicht wichtig, dass das Fleisch ein Biosiegel trägt, sondern dass die Tiere mit Respekt und Sorgfalt behandelt werden. Die Kosten, die eine Biozertifizierung mit sich bringt, möchten wir lieber in das Wohl unserer Tiere investieren, denn nur, wenn es den Tieren gut geht stimmt auch die Qualität. Gutes Fleisch braucht unserer Meinung nach nicht unbedingt ein Biosiegel, sondern hauptsächlich einen respektvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit dem Tier.
Die einfarbig schwarzen oder roten Angusrinder gehören zu den mittelrahmigen Typen des Rassespektrums der Fleischrinderzucht in Deutschland. Neben der genetischen Hornlosigkeit gehört die frühe erste Abkalbung mit einem Alter von maximal 27 Monaten mit zu den besonderen Merkmalen dieser Rasse. Das überdurchschnittlich hohe Futteraufnahmevermögen befähigt die Anguskuh, auch unter schwierigen Umweltbedingungen ihr hohes Leistungspotenzial abzurufen. Auch weniger wertvolles Futter setzt die Anguskuh in hohe lang anhaltende Milchleistungen um. Sie bringt uns entsprechend gut entwickelte Kälber mit besten Ergebnissen für die Selbstvermarktung oder für die Weitermast. Diese Merkmalskombination macht Angus weltweit zu einer der erfolgreichsten Rassen. Die große Exportnachfrage belegt das eindrucksvoll.
Weitere wichtige Merkmale von Angus sind der leichte Kopf, feine Gliedmaßen, feste Klauen und ein langer, tiefer Körperbau, gepaart mit Frühreife, guter Fruchtbarkeit und ausgeprägter Mütterlichkeit. Wegen der Frühreife ist die erste Belegung mit 15 Monaten problemlos, und die niedrigen Geburtsgewichte machen die Angusbullen für die Färsenbelegung in allen Bereichen der Fleischrinderhaltung äußerst interessant.
Trotz der niedrigen Geburtsgewichte verfügen die Anguskälber über eine hervorragende Jugendentwicklung. Das im Laufe der Jahre herausgezüchtete Wachstumspotenzial hat dazu geführt, dass die mittleren Tageszunahmen der gekörten Bullen von 1261g die Konkurrenzfähigkeit in der Mast eindrucksvoll belegen. Besondere Vorzüge sind weiterhin die genetisch bedingte ausgeprägte Marmorierung und Feinfaserigkeit des Fleisches, die international zu einer starken Nachfrage der Rasse Angus führen.